Das hethitische Großreich
Das Hethiterreich und seine Nachbarn um 1400 v. Chr.
Zu diesem Reich zählten weite Teile Anatoliens und zeitweise auch die nördliche Hälfte des heutigen Syrien. Hauptstadt des Reiches war Ḫattuša im Norden von Zentralanatolien, etwa 150 Kilometer östlich von Ankara.
Ḫattuša wurde vor allem durch ca. 30.000 Texttafeln berühmt, die hier Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden. Bis dahin kannte man die Hethiter nur aus altorientalischen und ägyptischen Texten, die entsprechenden Sprachen/Schriften waren bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entziffert worden. Der tschechische Orientalist Bedřich Hrozný entzifferte ab 1915 auch die hethitischen Texte, die seitdem als Quellen zu Geschichte, Religion und Kultur dieses Volkes zur Verfügung stehen.
Die Herrscher Ägyptens, Babyloniens und Assyriens betrachteten den hethitischen Großkönig weitgehend als gleichrangigen Partner, mit dem sie diplomatische Kontakte und Handelsbeziehungen unterhielten, aber auch Kriege führten. Ein Beispiel für dieses Spiel der Mächte ist die Schlacht bei Kadesch (1274 v. Chr.) und der nachfolgende Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Ḫattušili III. Hierbei handelt es sich um den ältesten bekannten Friedensvertrag der Welt, von dem – als ein Symbol für den Frieden – eine Kopie im UNO-Gebäude in New York City zu sehen ist.
Das hethitische Großreich umfasste eine ganze Reihe von Vasallen- und Nachbarstaaten wie Tarḫuntašša oder Karkemiš. Von besonderem Interesse in der Forschung der letzten Jahre ist der mögliche hethitische Einfluss auf die Troas (siehe Troja) sowie die Kontakte mit mykenischen Stadtstaaten, insbesondere an der kleinasiatischen Westküste (vor allem mit dem Land Arzawa und der Stadt Milet/Millawanda). Zu den seltenen Belegen dieser Kontakte gehören die mykenischen Importgefäße in der hethitischen Provinzstadt Kusakli (heth. Šarišša) in Ostkappadokien.
Der Untergang des hethitischen Großreichs ist auf das frühe 12. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die meisten städtischen Zentren Zentralanatoliens wurden durch Brände zerstört oder aufgelassen. Die Ursachen für den Zusammenbruch sind ungeklärt. Angriffe der „Seevölker“ wurden erwogen, ebenso ein Feldzug der Kaškäer. Zunehmend werden auch innere Konflikte oder ein Krieg gegen Tarḫuntašša diskutiert. Missernten und Kriege an mehreren Fronten könnten den Untergang des Großreichs beschleunigt haben.